Faro -  die Stadt der Störche und des Fados - sie ist Kult -

frei von bedeutenden Bauwerken - außer dem Stadttor, einem Rest der Stadtmauer und der Kirche mit dem ehemaligen Kloster. Ansonsten wurde sie strahlenförmig vom Marktplatz zum Hafen errichtet. Stilistisch kaum zu ordnen außer der Vielseitigkeit verschiedener neuzeitlicher Epochen.

Auffällig sind die Hausfrontverkleidungen in unterschiedlichsten Fliesenfarben und -brennungen. Das gibt der Stadt einen bunten Anstrich und ein farbenfrohes, lustiges Kleid. Mich hat sie beschwingt, leicht und fröhlich werden und mich fasziniert auf die Störche schauen lassen. Neben den Glockentürmchen auf dem Stadttor bauen sie kommunenmäßig ihre Nester, wagenradgross und lassen sich von dem halbstündlichen schrillen Gebimmle der Glocken wenig aus der Ruhe bringen. Sie stellen sich auf ein Bein, winkeln das zweite ab und halten Einkehr. Jedoch - sollte sich ein Besucher zu nahe an das Nest wagen, beginnen sie mit einer Kraft zu schnäbeln, dass es in den Ohren schäppert. Was an turmartigen Höhen sich schlank anbietet, wird von ihnen in Besitz genommen und mit bemerkenswerten Nestern bestückt. In der Regel brütet das Pärchen
ein bis zwei Eier aus. In allen Nestern konnten wir den Nachwuchs bereits begrüßen. Das Leben dieser Vögel im Familienbund mit den Menschen hat mich sehr tief berührt und mir die Naturlichkeit dieser Begebenheit gezeigt. Hier ist ein Lebensraum für diese großen Vögel erhalten geblieben, die trotz Lärm und Gestank die Nähe zu den Menschen leben. Auf einer großen Ampelanlage konnten wir fünf bewohnte Nester beobachten. Es ist kaum zu glauben, was diese Wesen auf sich nehmen, um existent zu bleiben. Reichlich Nahrung finden sie in der gesamten
Küstenregion der Algarve wie auch an den zahlreichen Flüssen. Nur die Umweltverschmutzung sieht man ihrem Gefieder an - das strahlende Weiß ist dem schmutzigen Grau gewichen. Das Schwarz bleibt Schwarz und das Rot verändert sich zu einem Braunrot.

Die Störche begleiteten uns bis Lissabon - in kleinen Ortschaften auf stillgelegten Fabrikschornsteinen oder gekappten Platanen. Ein wundervoller Märchenvogel, ein großer Meister der Meditation.

In der Fortsetzung berichte ich aus Lissabon.

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Foto: fotolia-102633387-Ewais