Wir sind schon gläserne Menschen
von Louise Kranawetter
veröffentlicht: November 30, 2019

ComputerchipEs ist schon erstaunlich, dass immer wieder bedauert und beklagt wird, wir würden zu gläsernen Menschen gemacht.

Wie haben wir Land auf und ab über den Chip diskutiert, der uns unter die Haut gepflanzt werden sollte. Das Ding ist erst mal in der Versenkung verschwunden und taucht nun wieder auf, indem uns berichtet wird, dass diese Dinger in Skandinavien von ersten Trägern hoch gelobt werden. (Wer weiß schon, ob es stimmt und was ihnen dafür gezahlht wurde, dass sie Derartiges von sich geben?)
Wenn es darum geht, Daten von Polizei, Grenzschutz und Bundeskriminalamt abzugleichen, schreit die Volksseele und vermutet Bespitzelung. Eine Volkszählung wird genau so abgelehnt, wie wenn der Innenminister Telefone und Computer-Daten überwachen lassen will, um Terroristen zuvorkommen zu können. Nix da, die Privatsphäre ist ein heilig Gut, wo kommen wir da hin.

Nun haben wir die Vernetzung der Computer zwischen Arbeits-Agentur, Krankenkasse und potenziellem Arbeitgeber. Hat da irgend jemand etwas von mitbekommen?
 Ebenso still ist die sogenannte Reform über die Bühne gegangen, die uns Bürger alle zu Pflicht-Versicherten bei der Kranken- (oh, Pardon) Gesundheits-Kasse macht. Selbst vorher freiwillig Versicherte sind seit 2007 Pflicht-Versicherte. (So viel zur Demokratie)
Bis hier hin mag der Leser noch schmunzeln oder sich vielleicht auch ärgern.

Und was ist mit der Privat-Sphäre eines Politikers, eines Sportlers, eines Schauspielers, usw.?
Ganz einfach: wer Journalisten einmal in seine privaten Räume zu einer sogenannten home-story eingeladen hat, ist ab diesem Termin sein Privatleben los. Das bedeutet: egal, was Mann oder Frau ab jetzt privat macht, sobald ein Journalist davon erfährt, darf es veröffentlicht werden.
Das sind Gesetze! (Im Namen des Volkes?)

Ja, das Volk. Es will immer alles wissen. Das Volk ist neugierig, sensationslüstern, bei jedem Drama, bei jeder Krise, bei jedem Streit, bei jeder Katastrophe, usw. immer live dabei - so ist es gut, so wollen das viele, so ist es recht.
Wirklich?
 Will ich das wirklich alles wissen? Was habe ich davon? Welchen Vorteil kann ich haben, wenn ich den ganzen Tag im halb-Stunden-Takt die angeblichen Neuigkeiten erfahre? Die bleiben über den ganzen Tag eh gleich, werden abgelesen, bzw. werden einmal aufgezeichnet und dann immer wieder abgespielt. Zusätzlich gibt es die gleichen Infos in den Tageszeitungen und natürlich im Internet. Am Abend bekomme ich das Ganze noch mit Bildern angereichert, bis spät in die Nacht, damit ich mir noch ein paar Leichen aus Timbouktou auf die Bettdecke mitnehmen kann.

Vielleicht mag sich ja der eine oder andere Leser mir anschließen und einen kleinen Test machen: eine Woche lang weder Radio-Nachrichten hören, noch Zeitung lesen, noch in Internet oder TV die diversen Horror-Meldungen betrachten.

Eines kann ich Euch jetzt schon sagen: die Welt bleibt stehen, die Sonne scheint weiter, die Vögel zwitschern in der Früh, und diese Musik kann Balsam sein.

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Foto: pixabay